Blog Januar 2018

JANUAR 2018
DREI WEISE AUS DEM MORGENLAND

Der Stern ist zunächst so hell, dass er mich blendet. Nach einer Weile erkenne ich die Dinge um mich herum. Besser unter mir, denn ich schwebe durch die Luft. Da unten laufen drei Menschen durch die Wüste in abenteuerlicher Kleidung. Nein, sie laufen nicht, sie werden getragen. Der Schwarze sitzt im funkelnden Sternenmantel auf einem braunen Kamel, der Asiate im Drachenkimono auf einem weissen Pferd und der Europäer im Gewand eines hellenistischen Philosophen auf einem dunklen Pferd.
Es ist Nacht, nur der Stern über uns erleuchtet die Gegend. Plötzlich tauchen eine Frau und ein Mann am Horizont auf. Hinter ihnen laufen drei Tiere, eine Kuh, ein Schaf und ein Esel. Die Frau hat ein Baby im Arm. Eine Staubwolke nähert sich der Gruppe. Männer, die Messer schwingen, und sich der kleinen Menschengruppe bedrohlich nähern.
Die drei Cosmopoliten sind verschwunden. Wahrscheinlich hinter einer Sanddüne. Die Wüste sieht hier aus wie ein Sandmeer mit hohen Wellen. Ich komme nicht herunter von meiner Schwebewolke, so sehr ich auch versuche, mich nach unten zu drücken. Es funktioniert nicht, ich bleibe oben in der Luft. Wie ein Beobachter. Außerdem könnte ich wahrscheinlich gegen die Messermänner sowieso nicht wirklich etwas ausrichten. Ich führe keine Waffe mit mir, nicht einmal einen Hammer.
Jetzt umkreisen die Männer die friedliche Gruppe. Offensichtlich haben sie es auf Kuh, Schaf und Esel abgesehen. Sie werden dem Paar mit dem Kind die ganze Lebensgrundlage entziehen. Aggressiv schreien die Angreifer herum. Die Frau drückt das Baby an sich, der Mann stellt sich schützend neben die Frau. Aber die Messermänner schreckt das nicht ab. Sie wollen sich offenbar mit den geraubten Tieren nicht zufrieden geben, sondern auch noch die friedliche Familie angreifen.
Da geschieht ein Wunder – ich traue meinen Augen nicht. Der Stern erstrahlt sehr hell über dem Baby auf. Gleichzeitig nähern sich die drei Weisen aus dem Morgenland – es müssen sie sein, wer sonst sieht so aus – unerschrocken dem Tatort. Ich kann nicht genau erkennen, ob am Ende Angst vor dem Göttlichen oder Einsicht in das Satanische ihrer Absichten, die Messermänner zur Umkehr zwingt. Jedenfalls werfen sie ihre Messer im hohen Bogen in die Wüste und sich selbst vor dem Kind in den Sand.
Hallelujah
Ich wache auf. Alles war ein Traum. Es ist der 6. Januar 2018. Epiphania.
ALLEN MEINEN LESERN EIN FRIEDLICHES, ERFOLGREICHES UND GESUNDES JAHR 2018